Es geschah vor 110 Jahren...
Als tesa eine neue Zahncreme-Tube erfand.
Die Marke tesa ist heute ein Klassiker. Der bekannte tesafilm® hat es sogar bis in den „Duden“ geschafft. Was viele jedoch nicht wissen: Rund drei Viertel seines weltweiten Umsatzes erzielt das Unternehmen mit Anwendungen für die Industrie. In den meisten Autos oder Smartphones stecken technologisch anspruchsvolle Klebebänder von tesa drin. Das erste Produkt hatte damit jedoch gar nichts zu tun. Zum 110. Marken-Geburtstag tauchte im Archiv durch Zufall eine Patentzeichnung auf – für die erste Zahncreme-Tube mit Drehmechanismus.
Anfang des 20. Jahrhunderts wollte das Hamburger Unternehmen Beiersdorf im aufstrebenden Geschäft mit Zahnpflege-Produkten mächtig „auf die Tube drücken“ – und verkaufte Zahncreme in einer bereits zwei Jahre zuvor patentierten zylindrischen Hülse, ab 1907 Tesa-Tube genannt. Der besondere Clou war ein Schraubkolben zum Entleeren, sodass sich die salzig schmeckende Paste bis zum letzten Tropfen in einer weder zerdrückten noch anderweitig deformierten Zinnhülle befand. Doch der Reihe nach: Als „Beiersdorf-Pionier“ Dr. Oscar Troplowitz 1892 seinen Zahnarzt Dr. Floris besuchte, klagte dieser über einen Mangel an Hygiene-Produkten und bat den promovierten Apotheker um Unterstützung im Kampf gegen Karies & Co. In den folgenden Wochen entwickelte Troplowitz, der 1890 das Laboratorium von Paul Beiersdorf erworben hatte, als Freundschaftsdienst eine Zahnpasta, die Floris unter dem Namen „Florisal“ verkaufte. Troplowitz‘ Forscherdrang war geweckt: Er arbeitete eifrig an einer weiteren Paste, der zusätzlich Kali Chloricum (heute bekannt als Kaliumchlorat) beigemischt war. Dieses sollte Entzündungen der Mundschleimhaut vorbeugen. Zahlreiche Publikationen führten dazu, dass beachtliche Umsätze der 1893 eingeführten Aromatischen Kali Chloricum Zahnpasta nicht lange auf sich warten ließen. Was zum internationalen Durchbruch indes fehlte, war ein prägnanter Markenname. Dieser entstand 1905 und lautete: Pebeco – eine Kurzform von P. Beiersdorf & Co. Vor dem Ersten Weltkrieg, auf dem Höhepunkt des Pebeco-Erfolges, wurde die Zahnpasta weltweit vertrieben und erzielte zusammen mit anderen Mundpflege-Produkten knapp die Hälfte des Beiersdorf-Umsatzes.
Von der Tesa-Tube zum tesafilm®
Doch welche Rolle spielt tesa in diesem Zusammenhang? Ganz einfach: Der Name „Tesa“, damals mit großem „T“ geschrieben, wurde 1906 von der ehemaligen Beiersdorf-Kontoristin Elsa Tesmer bei einem Wettbewerb kreiert. Aus den beiden Silben ihres Nachnamens (Te-) und Vornamens (-sa) hatte sie den Begriff „Tesa“ gebildet. Bereits ein Jahr später aktivierte das Unternehmen die zu diesem Zeitpunkt noch nicht für eine spezielle Produktkategorie eingetragene, aber auf „Vorrat“ gesicherte Marke zur Bezeichnung der neuartigen Drehhülse. „Das Entleeren der Zinntuben durch Zusammendrücken mit den Fingern oder mittels eines Tubenschlüssels hat trotz aller Vorzüge den Übelstand, daß die Tuben während des Gebrauchs unansehnlich werden“, wies die Beiersdorf-Preisliste von 1908 auf einen Nachteil der herkömmlichen Darreichungsform hin. Doch die Kunden hatten offensichtlich den Dreh nicht raus, sich mit fortschrittlichen Dingen anfreunden zu wollen. Schon nach einem Jahr verschwand die Tesa-Tube wieder aus den Regalen. Und mit ihr fiel die Marke in einen „Dornröschenschlaf“. Bis der umtriebige Industriekaufmann Hugo Kirchberg (1908-1999) sich in den Kopf setzte, transparente Klebefilme unter dem Namen “Tesa“ verkaufen zu wollen. Der Beginn einer anderen, überaus erfolgreichen Geschichte…
Mehr als 7000 Produkte im Sortiment
1934 hatte der damals 25-jährige Kirchberg aus dem thüringischen Eisenach eine Initiativ-Bewerbung bei Beiersdorf eingereicht und im Vorstellungsgespräch deutlich gemacht, dass er „unbegrenzte Möglichkeiten für die Selbstklebe-Technologie“ sehe – und zwar sowohl in Haushalt und Büro als auch im Industriebereich. Tatsächlich bekommt er den Job, das Geschäft mit technischen Klebebändern systematisch aufzubauen und den Vertrieb zu organisieren. Sein erster Coup: Im Januar 1935 bringt das Unternehmen unter der Bezeichnung „Beiersdorfs-Kautschuk-Klebefilm“ ein Produkt aus transparenter Acetat-Folie auf den Markt. Schnell wird Hugo Kirchberg klar, dass dieses Folien-Klebeband kaum verkäuflich ist, wenn man nicht gleichzeitig eine kombinierte Abroll-Abtrenn-Vorrichtung mit anbietet. Der Neu-Hamburger zeichnet einen „Behälter für mit Trockenklebstoff versehene Klebestreifenrollen“, der heute in modifizierter Form auf beinahe jedem Schreibtisch steht, und lässt den kleinen Apparat patentieren. Dann geht es Schlag auf Schlag: Kirchberg sucht für die Klebebänder nach einem einprägsamen Namen. Er findet bei der Rechtsabteilung die Bezeichnung „Tesa“ und reaktiviert nach langer Diskussion mit dem Vorstand die Marke. 1936 kommt der Tesa-Klebefilm® auf den Markt, später in tesafilm® umbenannt. Als der Prokurist 1973 in den Ruhestand geht, werden in drei deutschen Werken und diversen ausländischen Produktionsstätten mehr als 600 verschiedene Klebebänder hergestellt. Aktuell umfasst das Sortiment des internationalen Konzerns (4150 Mitarbeiter) über 7000 Produkte. Im vergangenen Jahr erzielte tesa, seit 2001 eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Beiersdorf AG, einen Umsatz in Höhe von 1.145,8 Millionen Euro.
Hightech-Klebebänder für die Industrie
In den Laboren in Deutschland, den USA und China sind derzeit etwa 500 wissenschaftliche Mitarbeiter tätig. Diese sorgen dafür, dass immer wieder innovative Produkte entwickelt werden, die jedoch überhaupt nichts mit Zahncreme-Tuben und nur in wenigen Fällen etwas mit dem klassischen tesafilm® zu tun haben. Im Endverbraucher-Bereich hilft tesa beim Befestigen, Montieren, Reparieren, Isolieren und beim Schutz vor Insekten, Staub und Zugluft. Darüber hinaus bietet das Unternehmen maßgeschneiderte Sortimente für professionelle Handwerker wie Maler und Lackierer an.
Die einst von Kirchberg avisierten unbegrenzten Möglichkeiten der Selbstklebe-Technologie offenbaren sich vor allem im Industrie-Sektor: So stecken beispielsweise in einem Smartphone bis zu 45 verschiedene Klebeanwendungen, die neben dem Fixieren, beispielsweise von Touch-Panel, Linse und Akku, zahlreiche Zusatzfunktionen übernehmen. Das weltweit dünnste Tape aus dem Hause tesa, mit dem sich Wärme ableiten lässt, ist lediglich 5 Mikrometer dick – zehnmal dünner als ein menschliches Haar. Seit Kurzem liefert tesa an die Hersteller von sogenannten Wearables (Smartwatches, Fitness-Armbänder etc.) völlig neu konzipierte Klebebänder, die resistent gegen aggressive Substanzen wie Schweiß, Sonnencreme und Seife sind. Weitere wichtige Branchen, die technologisch anspruchsvolle Klebebänder verwenden, sind die Automobil-, Bau-, Wind-, Druck- und Papierindustrie. Außerdem ist tesa ein wichtiger Partner der Pharmaindustrie, spezialisiert auf die Entwicklung und Herstellung von Wirkstoff-Pflastern und schnell löslichen oralen Filmen. Was aus einer 110 Jahre alten Marke für eine mäßig erfolgreiche Vorrichtung zum Entleeren von Zahncreme-Tuben so alles entstehen kann…
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