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Interview mit Dr. Stefan Röber

Nachhaltigkeit

Seit dem 1. April 2021 ist Dr. Stefan Röber Chief Sustainability Officer bei tesa. Der promovierte Physiker leitet seit 14 Jahren die Produkt- und Technologieentwicklung und gehört dem Unternehmen schon 27 Jahre an.

In der neuen Position zeichnet er nun auch verantwortlich für die Entwicklung von nachhaltigen Produkten, umweltfreundlichen Produktionsverfahren, Zertifizierungen und die Ausrichtung des Unternehmens an den globalen Verpflichtungen, denen sich tesa stellt.

Seit einem Jahr sind Sie der erste Chief Sustainability Officer bei tesa – mit einer neuen Fachabteilung. Wenn Sie eine erste Bilanz ziehen: Was ist die wichtigste Erkenntnis?

tesa ebnet ja bereits seit Langem den Weg in eine nachhaltige Zukunft. Mit der Einrichtung eines Fachbereichs für Nachhaltigkeit haben wir der Bedeutung dieser Aufgabe aber auch organisatorisch Rechnung getragen und können jetzt noch konsequenter und effektiver die Themen bearbeiten. Die Ausrichtung des Unternehmens auf Nachhaltigkeit stellt unsere gesamte Organisation vor eine große Herausforderung. Sie zieht sich durch alle Bereiche, wir stehen überall vor großen und kleinen Veränderungen. Vor allem ist die Konzentration auf mehr Nachhaltigkeit aber auch eine große wirtschaftliche Chance, noch bessere Lösungen für unsere Kunden zu finden. Und: So komplex das ganze Thema ist, es macht viel Spaß, sich dieser Herausforderung zu stellen.

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Sustainability Officer Dr. Stefan Röber

Welche Aufgaben haben in den vergangenen Monaten größte Priorität gehabt?

Wir haben 2021 noch einmal sehr grundsätzlich an unserer Agenda gearbeitet, bilanziert und werden in der Konsequenz unsere Ambition noch einmal deutlich erhöhen. Wir haben eine erweiterte Strategie mit langfristiger Perspektive entwickelt und einen Plan erstellt, wie wir unsere klar definierten, ehrgeizigen Ziele angehen wollen.

Die Bestrebungen nach mehr Nachhaltigkeit trifft überall bei tesa auf offene Türen. Viele Mitarbeitende sind überaus engagiert und möchten ihre Expertise einbringen. Das gibt unserer Arbeit einen Motivationsschub, den wir nutzen.

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Unser besonderes Augenmerk gilt natürlich unseren Produkten und den Produktionsprozessen. Die weitere Verringerung unserer Abfallmengen, nachhaltigere, transparentere Beschaffungsprozesse oder die Entwicklung von mehr Produkten mit nachhaltigeren Eigenschaften beschäftigen uns besonders. Das zeigt der Launch von zwei Tapes mit nachhaltigen Beiträgen im Verpackungsbereich: das eine stark klebend mit biobasiertem PLATräger, das andere FSC®-zertifiziert, papierbasiert und sehr recycling-freundlich.

Erfreulich ist auch die bereits deutliche Reduktion von Emissionen an den tesa Standorten. Im chinesischen Suzhou haben wir 2021 eine große Photovoltaikanlage in Betrieb genommen, fast 2000 Solarpaneele helfen uns, dort jährlich rund 900 Tonnen CO₂ einzusparen. An weiteren vier Standorten setzen wir auf Kraft-Wärme- Kopplung und an allen Standorten weltweit nutzen wir Grünstrom als saubere Energie.

Sie leiten parallel zur neuen Sustainability-Fachabteilung seit vielen Jahren die Produkt- und Technologieentwicklung. Wie verbinden Sie die beiden Aufgaben?

Die zwei Arbeitsfelder ergänzen sich hervorragend. Die Stärke von tesa ist schon immer unsere Innovationskraft gewesen – sowohl im Produktdesign als auch in der Entwicklung zukunftsweisender Technologien. Wir verfügen über eine große Expertise darin, Neues zu entwickeln – und darauf fokussieren wir uns auch in Zukunft. Nachhaltigkeit soll immer im Zentrum künftiger Innovationen stehen.

Auf der Basis des vorhandenen Know-hows und mit Unterstützung unserer mehr als 500 Forscher und Entwickler haben wir bereits viele wichtige Schritte eingeleitet, um nachhaltige Produkte zu entwickeln und auch die Produktionsverfahren zu optimieren. Wir wollen hier in Zukunft „Gas geben“ und viele weitere Innovationen erarbeiten, um unsere Produktnachhaltigkeit kontinuierlich zu erhöhen.

Ich sage das ganz selbstbewusst und durchaus stolz: Unsere Experten können das.

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Wo sehen Sie die großen Herausforderungen in der Entwicklung nachhaltiger Produkte?

Wir nähern uns dem Thema mehrgleisig, denn Produktnachhaltigkeit verfolgt unterschiedliche Ansätze. Produktnachhaltigkeit schaffen wir zum einen, indem wir unsere eigenen Produkte durch veränderte Zusammensetzungen der Klebstoffe und Trägermaterialien umweltfreundlicher machen. Beispielsweise durch die erhöhte Verwendung biobasierter oder recycelter Rohstoffe, die Reduktion von Lösemitteln und energieeffiziente Produktionsabläufe. Im Blick auf die intelligenteste Lösung tauschen wir uns dazu intensiv mit unseren Lieferanten aus. Schließlich können auch sie einen Beitrag zur Nachhaltigkeit unserer Produkte leisten – zum Beispiel durch neu entwickelte, umweltfreundlichere Rohmaterialien.

Zum anderen wollen wir unsere Kunden dabei unterstützen, mithilfe von tesa® Lösungen ihre eigenen Produkte und Prozesse nachhaltiger zu machen. Das gilt für große Teile der Industrielandschaft. Ich denke an die E-Mobilität, wo wir als „Enabler“ beispielsweise mit unseren Anwendungen Batterien verkleben, also Gewicht sparen, und auch die Hitzebeständigkeit erhöhen können. Oder unsere Entwicklung tesa® Bond & Detach, die es seit Jahren möglich macht, dass bei Hunderten Millionen Handys zum Beispiel die Akkus ausgetauscht werden können – weil sie mit tesa® Tape geklebt sind, das auch wieder lösbar ist. Wir arbeiten eng und partnerschaftlich mit unseren globalen Kunden zusammen und tauschen uns kontinuierlich aus, um immer wieder intelligente Lösungen für die weiter steigenden Anforderungen an Produkteigenschaften zu entwickeln.

… und wo liegen die Grenzen?

Ganz ehrlich: Das ist eine wirklich große Aufgabe, wir werden noch viele Jahre brauchen, bis wir zufrieden sein können. Die sehr raffinierten Klebmassen, die wir für unsere verschiedenen Anwendungen einsetzen, sind nicht beliebig durch natürliche Materialien ersetzbar. Wir stehen hier am Anfang einer langen Reise, aber tesa steht seit 125 Jahren für Innovationen, da bin ich sicher, wir werden in Zukunft mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit Pionierarbeit leisten können.