Natural Rubber Adhesives

Can I Seal My Parcel with Milk?

Die Wissenschaft vom Kleben, Klebebänder und ihre Komponenten

Manchmal wächst Klebstoff auf den Bäumen: Naturkautschuk hat ganz besondere Eigenschaften, deshalb wird er gern für Klebmassen verwendet.

Naturkautschuk kennt wohl jeder. In 70 Prozent aller Anwendungsfälle gibt Naturkautschuk in einem Autoreifen „Gummi“. In Kondomen, Handschuhen, Luftballons steckt er drin. Aber auch in Maler-, Pack- und anderen Klebebändern. Denn mit Naturkautschuk kleben, das geht. Und zwar sehr gut sogar.

Die Vorteile von Naturkautschuk

Zunächst verwundert es vielleicht, dass man mit Naturkautschuk kleben kann. Denn er ist ein reines Naturprodukt, das aus dem Milchsaft (Latex) des Kautschukbaumes (Hevea brasiliensis) gewonnen wird. Und Milch klebt grundsätzlich nicht. Doch der Milchsaft hat ganz eigene Qualitäten: Es ist seine besondere chemische Struktur, die ihn zu einer hervorragenden Komponente in Klebmassen macht.

Der Grund: Naturkautschuk besteht aus besonders langen Polymerketten. Wird er mit Harzen (Klebrigmachern) vermischt, erhält man eine Klebmasse, die durch die Länge und Beweglichkeit dieser Polymerketten extrem flexibel ist. Klebebänder mit Naturkautschuk profitieren von diesen Naturkautschuk-Eigenschaften: Die Klebmasse bleibt selbst bei niedrigen Temperaturen beweglich, wenn andere Massen fest und brüchig werden. Und das Verknäueln der Polymerketten sorgt für eine hohe innere Festigkeit der Klebmasse.

Latexmilch wird direkt aus dem Gummibaum gewonnen
Latexmilch wird direkt aus dem Gummibaum gewonnen
Naturkautschuk besteht aus extrem langen Polymerketten, die ineinander verheddert, nicht verbunden sind
Naturkautschuk besteht aus extrem langen Polymerketten, die ineinander verheddert, nicht verbunden sind

Naturkautschuk-Anwendungen

Die Art des verwendeten Kautschuks, die verbundenen Harze und weitere Zusätze bestimmen die Eigenschaften einer Naturkautschuk-Klebmasse. Generell bringen Naturkautschuk-Eigenschaften für Klebeband-Anwendungen einige Vorteile. Da ist zunächst die ausgezeichnete Klebkraft, insbesondere die hohe Schälhaftung/Schälfestigkeit,zu nennen – sogar auf Untergründen mit niedriger Oberflächenspannung („polare Untergründe“).

Schälfestigkeit ist die Kraft, die benötigt wird, um ein Klebeband von einem bestimmten Untergrund abzuziehen – sei es eine weiche, glatte oder raue Oberfläche. Ein weiterer Vorteil: Die Aufziehzeit bis zum Erreichen der Endklebkraft ist sehr kurz. Gleichzeitig lässt sich ein Klebeband mit Naturkautschuk-Klebmasse leicht und rückstandslos wieder entfernen, zum Beispiel beim Malerband.

Schließlich ist da noch der hohe Tack, also die „Anfassklebrigkeit“ der Klebmasse: Das Klebeband klebt mit minimalem Druck in minimaler Kontaktzeit. Der Milchsaft des Kautschukbaumes macht Klebebänder „schneller“. Das alles erklärt, warum Naturkautschuk-Klebmassen oft und gern genutzt werden sowie weshalb es sie in großer Anzahl und für etliche Anwendungen gibt – vom Gewebe- bis zum Packband. Und so steckt in vielen Klebebändern, die unsere Pakete sicher schließen – die Milch des Kautschukbaumes.

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Gewebebänder basieren häufig auf Naturkautschuk-Klebstoffen und werden für unzählige, unterschiedliche Anwendungen eingesetzt, zum Beispiel in der Veranstaltungs-Industrie beim Bühnenbau oder im Studio.

Nachteile von Naturkautschuk

Die besondere chemische Struktur bringt allerdings auch Nachteile mit sich: Die Klebmasse im Naturkautschuk-Kleber oder Klebeband besitzt eine begrenzte Adhäsion und Kohäsion bei höheren Temperaturen ab 70° C, benötigt zur Alterungs- und Umweltbeständigkeit bei UV- und Ozonbelastung Stabilisatoren und zeichnet sich durch eine begrenzte Beständigkeit gegen Chemikalien und Lösemittel aus.