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Interview mit Jane Chen
Head of Responsible Sourcing

Nachhaltigkeit

"Bis 2030 geht es darum, für unsere Lieferketten in Bezug auf die Nachhaltigkeit volle Transparenz zu schaffen."

Über 800 Lieferanten aus vielen Teilen der Welt versorgen tesa mit Rohstoffen. Um eine verantwortungsvolle Beschaffung sicherzustellen und weiter auszubauen, hat tesa 2022 ein Expertenteam für dieses Aufgabenfeld der Nachhaltigkeitsstrategie installiert. In unserem Interview, mit Jane Chen, Head of Responsible Sourcing, sprechen wir darüber welche Entwicklungen es im Jahr 2022 diesbezüglich gegeben hat sowie über transparente Lieferketten und biobasierte Materialien.

Was beinhaltet verantwortungsvolle Beschaffung bei tesa?

Mit dem Einkauf von Rohstoffen vor allem in Asien und Europa will tesa nicht nur eine hohe Qualität und jederzeitige Verfügbarkeit unserer Produkte gewährleisten. Wir sehen uns gleichermaßen in sozialer und ökologischer Verantwortung entlang der Lieferkette. tesa ist hier auf einem guten Weg, das zeigt beispielsweise der Code of Conduct for Suppliers (CoCfS), der seit vielen Jahren sehr konkret unsere grundlegenden Regeln und Verpflichtungen im Bereich der Menschenrechte, der Arbeitsnormen, des Umweltschutzes und der Korruptionsprävention aufzeigt und ständig auf dem Prüfstand steht und aktualisiert wird.

Jane Chen
Jane Chen, Head of Responsible Sourcing

Was will tesa in den nächsten Jahren vorantreiben?

Bis 2030 geht es darum, für unsere Lieferketten in Bezug auf die Nachhaltigkeit volle Transparenz zu schaffen. Hier müssen wir nicht bei Null anfangen. Schon 2020 haben wir damit begonnen unsere Materiallieferanten einzuladen, ihre Nachhaltigkeitsleistung über eine Nachhaltigkeitsplattform offenzulegen. An den bisherigen Erfolg wollen wir anknüpfen. Bis 2030 sollen 80 Prozent unserer Ausgaben nur noch an Lieferanten gehen, die nicht nur unseren Nachhaltigkeitsanforderungen genügen, sondern dies auch verifiziert mit hohem Anspruch nachweisen können. Aktuell kann bereits die Hälfte der tesa Rohstofflieferanten bereits entsprechend testiert Selbstauskünfte beibringen. Tatsächlich gilt dies auch für tesa selbst, denn auch wir sind Zulieferer für verschiedene Industrien und sind beispielsweise EcoVadis zertifiziert - aktuell mit einer „Silber“-Notierung. Für die Zukunft streben wir eine kontinuierliche Verbesserung an. 

Für einige der kleineren Zulieferer von Materialien dürfte es schwierig sein, solch eine Gleichwertigkeits- oder Äquivalenzbewertung durchzuführen?

Das stimmt, denn es kostet sie Zeit, Arbeit und auch Geld, sich zertifizieren oder bewerten zu lassen, auch wenn sich die Bewertung meist an der Größe des jeweiligen Unternehmens orientiert. Andere sehen generell noch nicht die Notwendigkeit dazu, da sie andere Kunden finden, die nicht so hohe Ansprüche an sie stellen. Aber wir sehen weltweit eine positive Entwicklung und Interesse. 

Welche Hürden gilt es zu nehmen?

Nicht für alle vorhandenen Rohstoffe gibt bereits nachhaltigere Alternativen und auch bei der Verfügbarkeit der Rohstoffe gibt es Grenzen. Darüber hinaus ist auch eine enge Zusammenarbeit mit allen Akteuren entlang der Lieferkette notwendig – mitunter ist tesa hier nur ein Rädchen in einer großen Branche. Es gilt, Lieferanten und Zulieferer von unserem Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu überzeugen, durchaus auch mal Druck auszuüben, um Veränderungen einzuleiten. Es bedarf noch ein gehöriges Maß an Überzeugungsarbeit. Nachhaltigkeit ist längst nicht in allen Ländern und Branchen gleichermaßen relevant, wie wir es für uns mittlerweile definiert haben. 

consciously sustainable

Bewusst nachhaltig

tesas Lieferketten sind komplex, denn die benötigten Rohstoffe stammen aus der ganzen Welt. Aus der Unternehmensperspektive
betrachtet hat Nachhaltigkeit jedoch nicht nur etwas mit verantwortungsvoller Beschaffung, Produktentwicklung oder Kommunikation zu tun. tesa sieht sich als Teil einer großen Gemeinschaft unterschiedlicher Akteure, die mutig voranschreiten und Verantwortung für unsere Zukunft übernehmen wollen. Dazu gehören neben Lieferanten und Kunden vor allem die Mitarbeitenden. Sie alle sind herausgefordert, mitzudenken, umzudenken: Solch ein Bewusstseinswandel hat großen Einfluss auf den Arbeitsalltag. Denn er motiviert die Menschen, aus Überzeugung Nachhaltigkeit voranzutreiben.

Die Rohstoffe selbst und ihr nachhaltiger Beitrag dürften eine besondere Herausforderung darstellen?

tesa will bis 2030 den Anteil an biobasierten Materialien auf 70% steigern. Dazu zählen Naturkautschuk, Papier, Baumwolle und Gewebe, aber auch Naturharze und neue biobasierte Rohstoffe wie Monomere oder Polymilchsäure (PLA). Im optimalen Fall können wir die verantwortungsvolle Herkunft der Rohstoffe auch über anerkannte Zertifizierungen nachweisen. Hier setzen wir für Papierprodukte vor allem auf den FSC-Standard. Naturkautschuk wird häufig nach PEFC zertifiziert. Da solche Zertifizierungen meist spezifisch für Materialen und weltweit nicht einheitlich sind, gelingt es uns noch nicht alle Rohstoffe zertifiziert einzukaufen. Wir arbeiten weiter daran – als wichtiges Element von transparenter und verantwortlicher Beschaffung.

Der zweite große Rohstoffbereich sind Rezyklate…

Je mehr Unternehmen recyceltes Material verwenden, desto mehr wird die Herstellung von neuem Material reduziert. Das ist gut. Wir müssen aber auch darauf achten, dass es nicht zu einem Ungleichgewicht zwischen der deutlich gestiegenen Nachfrage und dem immer noch begrenzten Angebot an Recyclingmaterial kommt. Die Recyclingindustrie braucht noch Zeit, um an mehr Material zu kommen und auch die Effizienz der Recyclingprozesse zu verbessern und Kreisläufe zu schließen.

Der Einsatz von zertifizierten Naturkautschuk als biobasiertem Rohstoff ist einer der Schwerpunkte.
Der Einsatz von zertifizierten Naturkautschuk als biobasiertem Rohstoff ist einer der Schwerpunkte.

Wie werden Ziele und Maßnahmen gesteuert und kontrolliert?

Der „Bereich Responsible Sourcing“ hat eine sehr breite Schnittstelle zu vielen Funktionen, Task Forces und Geschäftsbereichen innerhalb von tesa. Sehr eng ist die Kollaboration mit der Technologieentwicklung. Diese Abteilung ist dafür verantwortlich, alle Materialien darauf zu testen, ob sie die vielfältigen Anforderungen an mehr Nachhaltigkeit erfüllen.

Bei der Produktentwicklung kooperieren wir häufig auch direkt mit unseren Kunden. Branchen wie die Elektronik- und der Automobilindustrie stellen durchaus unterschiedliche Anforderungen an die Materialien. Hier sind wir offen und entwickeln neue Konzepte, um entweder unsere Klebelösungen oder aber die Produkte unserer Kunden langfristig nachhaltiger zu machen.

Mit welchen Aussichten geht es in die nächsten Jahre?

Wir haben konkrete Ziele gesteckt und ihre Umsetzung mit viel Leidenschaft in Angriff genommen. Wann immer es möglich ist, wollen wir mehr für die Nachhaltigkeit tun als Vorschriften es fordern.

Unser Ziel, nach dem bei tesa 2030 über mindestens 80 Prozent der Ausgaben an verantwortungsbewusste Lieferenten gehen, die dies mit hohem Anspruch nachweisen können, ist realistisch angesetzt. In Asien würde man sagen: "Denn wir sehen, dass wir nicht den ganzen Elefanten auf einmal essen können.


Mehr über die Nachhaltigkeitsstrategie von tesa
 

We do: Source responsibly

Wir wollen sicherstellen, dass faire Arbeitsbedingungen und Menschenrechte sowie Umweltschutz in der Lieferkette eingehalten werden. Dazu wollen wir Zertifizierungen nutzen, uns in Verbänden engagieren und Lieferanten bewerten. Langfristig streben wir eine vollständig verantwortungsvolle und nachhaltige Beschaffung unserer Rohstoffe an.